1. Definition
2. Zeitliche, gesellschaftliche, soziale Umstände
3. Beispiele der Gründung und deren Motivation
3.1 Idee der Nationalanstalt 3.2 Deutschland 3.3 Nordische Länder 3.4 Russland
4. 4.1 Einrichtungen wissenschaftlicher und populärer Geschichtsforschung im 19. Jahrhundert 4.2 Die Museen und die Entwicklung der Kulturgeschichte
5. Museum und Denkmal
Museum:
(LAT.) das, Mz Museen, griech. Museion ("Sitz der Musen"), seit dem 18. Jahrh. wissenschaftl. Und Kunstsammlungen und die sie beherbergenden Bauten; auch Gesellschaftshäuser kulturfördernder Vereinigungen.
Geschichte: Eine auf künstlerische oder wissenschaftliche Zwecke gerichtete Sammeltätigkeit findet sich im Altertum im Museion von Alexandria Sowie bei den hellenistischen Herrschern. Im republ. Rom wurden aus raubgut grosse Sammlungen gebildet. Verwandte Sammelneigungen setzten im 14 Jahrh. An europ. Fürstenhöfen ein. Die Freude am Ungewöhnlichen und Seltsamen führte in der 2.Hälfte des 16. Jahrh. Zur Entstehung der Kunst - und Wunder- kammern. Die Glanzzeit der Gemäldegalerien war das 17. Jahrh. Wiederentdeckung der griech. Antike im 18 Jahrh.
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Der Sturz der Monarchie in Frankreich ist das erste mal in der Geschichte Europas , dass der Mensch " aus seiner Selbstverschuldeten Unmündigkeit "( Kant ) heraustritt und sich selbst bestimmt (wenn auch nur kurz und vereinselt). Wenn die Gründe auch so banal sein mögen, wie der Hunger und der Drang zu Überleben. In diesem Chaos und der neuen Situation riss Napoleon die Macht an sich und verwandelt Europa in ein Schlachtfeld. Frankreich, das mächtigste Land auf dem Kontinent wollte sich entsprechend präsentieren, gründung des Louvres (1793) dessen Bestand zum grössten Teil aus Plünderungen bestand. Die Menschen in den anderen Ländern wurden weiterhin durch den Adel regiert, vielerorts existierte kein Nationalstaat, der durch den Umbruch wie in F. herbeigesehnt wurde, sei es aus der Auflehnung gegen die Napoleonische Herrschaft, oder dem Bedürfnis einer grösseren Einheit, aus sprachl. wie kulturellen Aspekten heraus.
In dieser Zeit , Kunstgeschichtlich dem Klassizismus und der Romantik zuzuordnen, wurde die Antike als Vorbild wiederentdeckt ( winkelmann ). Aber zum ersten mal besinnte sich der Besitzbürger auch auf die eigene Vergangenheit. Vor allem auch im Anbetracht der Industriellen Revolution, der immer schnelleren Weiterentwicklung in allen Lebenssparten . Die alten Sagen aus dem dunklen, vergessenen Mittelalter wurden wiederentdeckt und man fing an , sich für die Vergangenheit des eigenen Kulturkreises zu Interessieren. Die Gebrüder Grimm begannen mit dem Sammeln von über Generationen verbal weitergegebenen Märchen und Mythen.
Die Antike, der Klassizismus ( später Eklektizismus) wurde ein Symbol für die geeignete Repräsentation Des Adels und Später der Regierungen, Kultureinrichtungen. Die
Diese entstandene ( und veränderte ) Sammelleidenschaft einzelner Personen, vereinigungen, oder eines ganzen Staates soll im folgenden an Hand einiger Beispiele erörtert werden.
Die Enstehung der Nationalmuseen lässt sich auf den Einschneidenden Umbruch der sozialen, wie Gesellschaftlichen Situation am Ende des 18 Jahrhunderts zurückzuführen. Der Wandel der Monarchischen Staatsformen in ein Republikanische ist das Resultat des Strebens nach einer grösseren Einheit, einer Nation. der Begriff Nation ist jedoch mit seiner Mehrdeutigkeit sicher nur mit Vorsicht zu genießen . (Nation ist als Synonym für Staat zu sehen ist und durch den Zusatz "National" eine öffentliche Verantwortung und Unterhaltspflicht ausdrückt. Im besonderen hier die "freie" Nation)
Sicher Bestand die Nation, das Volk unter der Herrschaft des absolutistischen Herrschers schon, jedoch , da man ja beherrscht, regiert wurde, bestand ein Zwangsverhältniß. Dieses änderte sich mit dem Moment, in dem man sagen konnte , man sei als Franzose selbst für seine Nation und deren Entwicklung so wie Zukunft verantwortlich. Entscheidend war sicher auch die änderung der damit verbundenen Besitzverhältnisse. Die Säkularisierung und Enteignung des Adels legte die Grundlage für die Entstehung größerer Museen. Ehemals unantastbare, private Schätze und Sammlungen gelangten in Staatsbesitz, und wurde damit allgemeingut, was eine Entscheidung - wie mit diesen Gegenständen umzugehen ist- forderte. Es gab einige Gründe, die Staaten oder einzelne Individuen motivierte eine solche Anstalt zu Gründen. Das Bürgertum und dessen Eifer und Entstehender Forschungsdrang um sich in der Gesellschaft zu etablieren führten zur Gründung einer vielzahl von Historischen Gesellschaften. Die Sammelleidenschaft wurde somit nicht mehr durch den Adel bestimmt und auch die Idee eines Museums wurde von einzelnen Personen oder Gruppen , also aus dem Volk heraus getragen.
Die erstmalige Erwähnung findet sich in dem eben entstandenen Einheitsstaat Helvetische Republik. Dezember 1798 wurde ein Dekret verfasst, in dem es alle Kantone anwies die Vorhandenen "Monument" aufzulisten, und dafür zu sorgen, dass diese auf "keine Art Verderbt oder beschädiget werden ". Das Museum wurde so zu einer Konservationskammer und erste Ansätze des Denkmalschutzes bildeten sich heraus. Zentrale Sammelstelle aus Kostengründen, sowie ein Zentralisierung der Gegenstände.
Wichtige Faktoren Änderung der Besitzverhältnisse (Säkularisierung) Verwissenschaftlichung Forschungsdrang Politische, soziale Etablierung des Bürgertums Aufklärung des Staatsbürgers Humanistischer Gedanke
In Deutschland war die Lage im Gegensatz zum Rest Europas etwas anders, es bestand lediglich aus einer vielzahl von kleineren und einigen Größeren Fürstentümern, ohne eine gemeinsame Basis. Hier Fruchtete um so mehr der Gedanke eines Nationalmuseums und deren Folge bzw. Vorraussetzung eines Nationalstaates. In Deutschland war die Vorstellung schon früh lebendig, dass es notwendig sei nationale Altertümer zu sammeln, wenn zuerst auch nur das Schrifttum die entscheidende Rolle spielen sollte. Bald entstanden eine vielzahl kleinerer Vereine, die sich mit der Geschichte der engeren Heimat aus wissenschaftlichem Forschergeist und zum Teil romantischer Besinnung beschäftigten. Freiherr von Aufseß, selbst ein eifriger Sammler versuchte vergeblich in den frühen dreißiger Jahren eine Organisation zur Erhaltung der Denkmäler älterer Deutscher Geschichte, Literatur und Kunst zu gründen. Entgegen der Entstehung anderer Nationalmuseen im Rest Europas wurde das Museum nicht als Staatliche Anstalt verstanden und auch nicht als solche von oben herab gegründet. Das Germanische Nationalmuseum hat seine Ursprung in rein privater Initiative , so dass es zur Sicherung seiner Existenz und damit zur Erfüllung seiner Aufgaben auf die Unterstützung aller Deutschen angewiesen ist. Der wissenschaftliche Anstoß zur Entstehung dieser Institution zeigt sich in deren Benennung in germanisches und nicht deutsches Nationalmuseum. Dadurch wurde die enge Verbindung zur Germanistik der Jahrhundertmitte bezeugt, die sich in historischen, philologischen und juristischen Disziplinen mit der Erforschung der Deutschen Vergangenheit beschäftigte.
Gründung 1852 Gründungsaufruf: Die gebildetsten Europäischen Nationen, von denen wir nur die Engländer und Franzosen nennen wollen, haben ihr Nationalmuseum, nur wir Deutsche nicht, weil wir geschieden in Einzelstaaten sind. Wohl besitzt jeder der letzteren ... ein Staats-Archiv, Bibliotheken so wie Kunstsammlungen verschiedener Art; aber es herrscht weder Zusammenhang dieser verschiedenen Zweige unter sich, noch weniger besteht für ganz Deutschland ein Centralpunkt, in welchem die einzelnen Staats-Sammlungen zusammenliefen, sich begegnen und ergänzen konnten. Dieser Mangel ist für jeden Forscher in Geschichte , Literatur und Kunst sehr fühlbar ... Aus diesem .. Übelstande erwuchs die Idee, auch für Deutschland ein Nationalmuseum zu Errichten, aber ein den besonderen Verhältnissen des Landes, welches eine Centralisierung der Originalschätze ... (verbietet), anpassendes, daher ganz eigenthümlich deutsches Museum. ES sollen nemlich allerdings auch Originalschätze der Literatur und Kunst .. zusammen gebracht und damit zugleich ein Rettungsanstalt dessen, was ausserdem durch Händler ins Ausland wanderte, begründet werden; .. Aus den durch diese Vorbereitungen zugänglich und nutzbar gemachten Quellenschätzen sollen mit der Zeit durch tüchtige Fachmänner sowohl wissenschaftliche als populäre Schriften zur Kunde der Geschichte, des Lebens und Strebens unserer Vorfahren in Stadt und Land hervor gehen...
So sollte die Sammlung an sich nicht der Hauptzweck sein, sondern sie sollten, wie es Aufseß in einer seiner Streitschriften aus dem Jahre 1869 ausdrückte lediglich als Attribut, als Beispiel und Illustration der hier der Idee nach "centralisierten Einzelmuseen und sonstiger Kunst- und Alterthumsschätze Deutschlands angesehen und benützt werden"
Als Einleitende Worte muss vorweggenommen werden, dass sich ein frühes wissenschaftliches Interesse in den nordischen Ländern entwickelte. So druckte DR. Worm in Kopenhagen den Katalog 1655 seiner Sammlung, Die zumeist aus Naturalien, aber auch ethnologische Altertümer der verschiedensten Kulturkreise enthielt. Jedoch geschah dies nicht nur rein aus Sammelleidenschaft , sondern auch unter dem Aspekt der wissenschaftlichen Beschäftigung mit den Funden. Auch war er vermutlich der erste , der eine Inventarisierung einer grössren Region und deren Antiquariat Um 1620 in Dänemark und Norwegen initialisierte.
Die Entstehung der Nationalmuseen und deren neuartiger Museumsgedanke ist laut Worsaae (Dän. Archäologe im 19 Jhr.) Auf die Französische Revolution zurückzuführen, jedoch gewann diese Bewegung besonders "in den kleineren Länder, vorzugsweise dort, wo die nationale Selbstständigkeit des Volkes bedrückt oder in Gefahr war... In unserem Jahrhundert haben vornehmlich die starken nationalen Bewegungen der Museumsfrage eine neue Gestalt und eine früher unbekannte, kulturhistorische und volkstümliche Bedeutung gegeben".
Als heraushebendes Beispiel soll im folgenden das Dänische Nationalmuseum und deren Wichtige Lenker näher in Augenschein genommen werden.
Der Anfang des Museums wurde 1807 mit der Errichtung der Altertumskommission gemacht, die folgende Hauptaufgaben hatte: 1. Ein Verzeichnis der bewahrenswerten Denkmäler der Vorzeit und aus dem Mittelalter auszuarbeiten 2. Eine volkstümliche Propaganda für die bessere Bewahrung der Altertümer zu formulieren 3. Die Errichtung eines Staatsmuseums für alle Altertümer mit dem geringsten Kostenaufwand für den Staat vorzuschlagen
Auch darf bei deren Entstehung nicht die der Konflikt 1801 und 1807 mit England ausser Acht gelassen werden, der sicher zu einer Intensivierung des Nationalbewusstseins im Anbetracht der Gefährdung führte. Eine Leitende Persönlichkeit war der Großkaufmann c. j. Thomsen (1816-165 Leiter der Altertumssammlung) Er führte wichtige Neuerungen ein: 1. Museumsgegenstände nach dem Dreiperioden-Prinzip aufzustellen 2. Das Museum einmal in der Woche öffentlich und gratis zugänglich zu machen 3. Persönlich zugegen zu sein und denBesuch3ern den Inhalt zu erklären Bekannt wurde er durch seine Theorie über die Dreiteilung der Vorzeit in Stein-, Bronze - und Eisenzeit und durch seien praktischen Einsatz für die Organisation des Museumswesens.
Hier soll noch einmal auf die bedeutende Rolle des Gesellschaftl. Wandels hingewiesen werden, besonders auf die Erweiterung der Sammlungen durch Auflösung der Königlichen, privaten Sammlungen und deren Übergang in die öffentliche Hand. Jedoch soll an dieser Stelle auch auf die Erweiterte Sammeltätigkeit über den eigen Kulturkreis hinaus vermerkt werden. Durch den Besitz der damaligendänischen Kolonien gelang es Thomsen das erste Ethnographische Museum der Welt zu gründen. 1866 nahm der oben erwähnten Worsaae den Platz Thomsens ein. Im anbetracht eines Neuen Museumsbaus äußerte er sich kritisch über die damalige Bauweise. Ein zweckmäßiges Gebäude war ihm bei weitem wichtiger als die architektonischen und ästhetischen Rücksichten. Warnendes Beispiel führte er das Schwedische Nationalmuseum auf.. " Man bekommt unwillkürlich den Eindruck , dass man hier weit mehr Rücksicht auf die architektonischen Verhältnisse genommen hat als auf den Nutzen für die Sammlung"
Er sah die Aufgaben der nationalen Museen darin, alles das zu zeigen zu können, " was eigentümlich für das Land selbst ist, und was man sonst an keinem anderen Ort sehen kann "
"Die Vergangenheit , die im gossen und ganzen die Bedeutung des jüngsten Kulturstadiums unterschätze , ja z.T. mit künstlerischer Geringschätzung auf den Rokoko- und Empirestil herabsah, hatte nicht im zulänglichem Maß offene Augen dafür, dass ein kulturhistorisches Museum ebenso wie die geschriebene Geschichte zum rechten Verständnis der Gegenwart alle vorrausgehenden Zeitperioden beleuchtet werden muss, und nicht zuletzt diejenige , auf der die gesamte Entwicklung der Gegenwart unmittelbar ruht." Klar wird , dass hier die Aufforderung im Raum steht, die Geschichte mit neutralen Augen zu sehen, keine Verklärung der Vergangenheit, kein Abwerten bestimmter Epochen , sondern das reine Verständnis der Vergangenheit und ihrer kulturhistorischen Entwicklung, um so besser die Gegenwart verstehen zu können und aus der Vergangenheit zu lernen.
Als letzte bedeutende Persönlichkeit wäre B. Olsen ( Zeichner ) zu nennen, auf dessen Initiative das Dänische Volkskundemuseum ( Abteilung des Nationalmuseums ) entstand. Inspiriert von den Panoramaausstellungen des Nordiksa Museet Von Hazelius wollte Olsen auch in Kopenhagen etablieren. Er Sammelte alles was man an alten Volksüberlieferungen in Dänemark Hatte. Besonders ergiebig war die Bauernkultur als Träger der Kulturentwicklung in den nordischen Ländern. Sicherlich war neben Dem wissenschaftlichen Aspekt auch die Niederlage gegen Deutschland ein Grund für diese Sammeltätigkeit, als positive Reaktion: "Was man nach aussen verliert, muß nach innen gewonnen werden" , da viele Gegenstände auch in den Fremdbesetzten Gebieten gesammelt wurden. Hier wird klar, dass der Begriff national nicht durch die Grenzen des Staats definiert werden. Es wurde eine neue Museumsidee geschaffen, in Hinsicht der Bevölkerungsschichten, deren Leben und Treiben bisher von der traditionellen und offiziellen Auffassung ungeachtet geblieben war, und dadurch in wissenschaftlicher und kulturgeschichtlicher Hinsicht bedeutungsvoll war.
Anders als in den Westeuropäischen Ländern existieren in Russland keine Kunstkabinette und Sammlungen aus einer Zeit vor 1700 , was aus der religiösen, politischen und kulturellen Situation des Zarenreiches zu erklären ist. Russland , auserhalb des römischen Reiches, und der Abendländischen Kirche herangewachsen mit einer andersartigen , zum teil gegensätzlichen Denkweise löste sich unter Peter dem Grossen (ca. 1690 ) Aus seiner Selbstisolation. Seine Vorliebe für den Barocken Kunstgeschmack brachte ihm einen revolutionären Ruf, da bis dort hin die Kunst lediglich im Dienste der orthodoxen Kirche stand. Die von ihm gegründete Kunstkammer War jedermann umsonst zugänglich, jedoch waren die meisten Kunstsammlungen, ( immens erweitert unter Katharina II ) persönliches Eigentum des Zarenhauses.
Nach dem Sieg im "Vaterländischem Krieg" erwachte das Bewusstsein, eine Nation zu bilden und der Wunsch diese Nation zu festigen. Jedoch war das Ansehen der neueren russischen Kunst - die versuchte sich der europäischen anzunähern - gering, weshalb vom Zarenhaus der Auftrag für eine Umfangreiche Gemäldeanfertigung an einen Engländer ging. Die russische Malerei erlangte erst im laufe des 19. Jahrh. ihre Eigenständigkeit.
1852 unter Nikolaus I errichtung eines Neubaus für die Kaiserliche Sammlung, jedoch nur für ein ausgewähltes Publikum (Architekt :Leo von Klenze )
Parallel dazu wurde die traditionelle orthodoxe Kirchentradition, insbesondere die Baudenkmäler als der "wahrhafte russische Stil" Gesehen. Dieser Baustil wurde wegweisend für alle Kirchenbauten des 19. Jahrhunderts.
Seit dem 18. Jahrhundert sammeln von russischen Altertümern. im 19. Jahrhundert verstärkt Ausgrabungen griechischer Ansiedlungen in Süden Russlands. Rumjanzow (ehem.Reichskanzler) Begründete 1861 ein Museum in Petersburg, später nach Moskau überführt -> Kern eines Museums russischer Kunst (private Stiftung).
In der russischen Führungsschicht heftige Auseinandersetzung zwischen "Westlern" und "Slawophilen". Auswirkung unter Zar Alexander III (1881-1894) hin zu einer "russifizierung" des Lebens und der Kunst- und Museumsszene. Rückkehr zum Nationalen Stil -> Gründung des ersten offiziellen Nationalmuseums in Petersburg.
Trotz der Privatinitiative einiger Kunstsammler und Mäzene, ihre Sammlungen der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen, um das Kunstinteresse zu heben (vor allem beim Bürgertum), blieben diese Kunstereignisse nur einer kleinen Oberschicht vorbehalten. Weite Kreise der Bevölkerung kamen nur durch die russisch- orthodoxe Kirche mit Kunst in Berührung. ( fehlen einer Trennung von Kirche und geistigem Leben wie im restlichen Europa)
Am Ende 18. , Anfang 19. Jahrhundert wurde die Aufforderung immer lauter , vaterländische Geschichte nicht nur Gelehrten und Gebildeten vorzubehalten ,sonder den ganzen Volk daran teilhaben zu lassen , den in alter Zeit alle Klassen daran beteiligt waren. Einer , der ersten , der diese patriotische Gedanken verbreitete , war Freiherr Hans von und zu Aufseß. Seine Intentionen waren : - Hinwendung zur Gegenwart und zur Reform bestehender Verhältnisse - Interesse an der vaterländischen Geschichte - Erhellung der vaterländischen Vergangenheit , mit ihre schriftliche , bildliche und museale Darstellung - Bewahrung und politische Identifizierung mit dem eigenen Volk Als Reaktion , verbreitete sich das Interesse an Geschichte , zuerst vorwiegend doch unter den Gelehrten : Archivare , Bibliothekare , Lehrer , Pfarrer , Ärzte usw. waren Mitglieder . Es wurden einzelne , lokale Gruppen , Vereine , Zeitschriften , Lesekabinetten , wissenschaftliche Gesellschaften (Gesellschaft zur Beförderung der Manufakturen , Künste und nützlichem Gewerbe -Hamburg 1765 ; Oberlausitzer Gesellschaft der Wissenschaften -Görlitz 1779 ) zur Pflege der Überlieferung von Sammlungen , Dokumenten , Denkmäler gegründet . Bildliche Darstellung , museale Repräsentation von Geschichten , Restauration und pflege historischer Denkmäler waren das Ergebnis . Trotz allen Bemühungen die Vergangenheit aufzuklären , wurde die Geschichte nur monumentalisiert , romantisiert , idyllisiert und nationalistisch verfälscht . Wesentliche Bedingungen der populären Wirkung sind: - Verstehbarkeit des überlieferten menschlichen Handels zu allen Zeiten und in jedem Land - Erzählbarkeit der Geschichte - Möglichkeit ihrer Zeugnisse sichtbar zu machen
Das Museumsleben entwickelte sich zwischen 1875-1900. Bevor sich Geschichtsforschung bemerkbar machte , bedeutete Vergangenheitsaufbereitung, Aufzählungen der Regentenreihen , Darstellung diplomatischer Handlungen , Schilderung von Schlachten , usw. Nachdem jedoch das Bewußtsein für die Aufklärung des Vergangenen geweckt wurde , versuchte man die Sitten , Gewohnheiten und Lebensweise des Volkes in allen Schichten und Situationen in Hinblick auf Kunst , Wissenschaft , Handel , Verkehr , Krieg und Frieden nachzuforschen .
Es sind 4 Aspekte für die museale Darstellung zu berücksichtigen : 1. die Bestrebung alle für die Historie relevanten Sachgebiete 2. die Anschauung , daß schriftliche , bildliche und dingliche Zeugnisse aneinander ergänzen und ein vollständigen Überblick bieten 3. lückenlose Darbietung 4. in alle Bereiche erstreckende Tätigkeit des Sammelns Altertumskunde wurde von Kulturgeschichte abgelöst . Historische Vereine sammelten verwalteten und publizierten Materialien : Familienpapiere , Tagebücher , Familien - Ortschroniken , Haushalts - , Bau - , Handwerkerrechnungen , Pfarrbücher.
Kritiker sahen jedoch in den Exponaten , eine langweilige Darstellung der Kulturgeschichte die in ihre ungeheure Maße des Stoffes , in ihrer Schilderung alter Sitten und Gebräuche , eher ein Trödelladen mit alten Kleidern , zu denen die Menschen fehlen , ähnele ( zum Beispiel Germanische Nationalmuseum - viele Zimmer vollgepackt mit alte Öfen , Töpfe , Waffen , Spielsachen ). Nur die intensive wissenschaftliche Beschäftigung mit dem Fundus sei der richtige Weg ; wie zum Beispiel die Darstellung der hessischen Kunstdenkmale (1844) , wo die Werke der Kunst im Mittelpunkt stehen , indem sich wiederum die Entwicklung des Volkes ablesen läßt , wie zum Beispiel die Architektur ( Vergleich der Gotteshäuser , private - , bürgerliche Bauten in verschiedenen Epochen )
Der Bibliothekar Gustav Klemm stellte in seinem Buch "Allgemeine Culturgeschichte der Menschheit" den Plan eines Museums vor : die Entwicklung der Menschheit soll von ihren Anfängen an dargestellt werden , mit Hilfe von naturgeschichtlichem und ethnologischem Material. Wichtig sei die Gliederung nach , in sich geschlossenen Einheiten , wie zum Beispiel verschiedene Sachgebiete: - Mensch , Tier , oder die Bedürfnisse des Menschen (Nahrung , Narkotika , Gewürze , Parfüm , Feuerung ) - Rohstoffe ( Waffen , Werkzeug , Kleidung , Schmuck ) - Wohnstätte , Sacra ( Heiligenbilder ) - Künste ( Schrift , Malerei , Münze ) Als Vorbild diente das Römisch - Germanische Museum in Mainz. Die Gliederung der Exponate erfolgte nach Nationen nach einem System.
Germanisches Nationalmuseum: Intention des Gründers "Hans von Aufseß"
ü Ein wohlgeordnetes Generalrepertorium über das ganze Quellenmaterial für die deutsche Geschichte, Literatur und Kunst, vorläufig bis 1650, herzustellen ü Ein diesem Umfang entsprechendes allgemeines Museum, bestehend in Archiv, Bibliothek, Kunst- und Altertumssammlung (jedoch hauptsächlich aus kopien aus anderen Museen) ü Beides durch zweckmäßige Anordnung und Bearbeitung öffentlich zugänglich und nutzbar zu machen ü Durch Veröffentlichungen gründliche Kenntnis der historischen und literarischen Zustände der deutschen Vorzeit zu verbreiten
Auf den nationalen Impetus der Gründung, welche Wandlung das politische Selbstverständnis im Laufe der Geschichte durchgemacht hat, darauf wurde an vorheriger Stelle schon eingegangen. Hier wird allgemein auf die Berührungspunkte zwischen Denkmälern und Museen eingegangen. Um hier einen ersten Anhaltspunkt zu bekommen, werden nun kurz die beiden Begriffe definiert:
Denkmal - Erinnerungs- und Gedächtnisstätten - Denk- und Ehrenhäuser - Grabmale - Historische und allegorische Darstellungen
Eine Sammlung von Kunstwerken und Altertümern, die, ihres ursprünglichen Zusammenhangs beraubt, nur noch zur ästhetischen Bildung vorhanden ist. Dies war, ist die ursprüngliche Intention des Museums. Erst im 19. Jahrhundert entstand Museumskunst, die ihren Daseinszweck durch ihre Aufnahme in Museen erfüllt und bei der das Museum als politisches Forum gesucht wird.
Zusammenhang zwischen gewollten und ungewollten Denkmalen:
Gegenstände, die gemeinhin für das Museum gesammelt oder geschaffen werden sind eher ungewollte Denkmale. Denn diese erhalten erst durch die jetzige Zeit Erinnerungswert. Denn die Hersteller von damals wollten ihren eigenen praktischen oder ideellen Bedürfnissen genügen, und dachten nicht daran, ein Zeugnis ihres künstlerischen Schaffens zu hinterlassen. Anders bei gewollten Denkmalen. Bei ihnen wurde der Erinnerungswert schon durch den Urheber bestimmt, der eben diese Denkmal zu dem Zweck errichtete, einen Moment der Geschichte, eine Person, etc. gegenwärtig und lebendig zu erhalten.
Jetzt ist dann aber natürlich das Museum, das ungewollte Denkmale sammelt, selbst ein gewolltes Denkmal, da seine Intention darin begründet ist, das es Vergangenheit vermitteln will.
Die Verbindung zwischen Museum und Denkmal
Eine deutliche Verbindung zwischen Museum und Denkmal kann am "Musee des Monuments francais"in Paris gezeigt werden. Ab 1791 leitete Alexandre Lenoir das Depot der Kunstwerke, die durch die revolutionären Machthaber beschlagnahmt waren und im Konvent der "Petits Augustins" gelagert wurden. 1795 konnte Lenoir es unter dem Namen "Musee des Monuments francais" als geordnete Sammlung plastischer Denkmäler eröffnen. In den einzelnen Sälen des Klosters wurden in historischer und chronologischer Reihenfolge die Werke der verschiedenen Jahrhunderte der französischen Skulptur, hauptsächlich Grabdenkmäler geordnet aufgestellt. Jedem Jahrhundert wurde ein Saal zugeordnet. Die beherrschenden Monumente bildeten die Gräber der französischen Könige und Fürsten. Dabei war die Anlage Lenoirs ein echtes Museum, worin die Werke der französischen Skulptur auch ihrer bestimmten stilgeschichtlichen Qualität wegen gesammelt waren, wobei ihr Inhalt aus gewollten Denkmalen bestand.
Höhepunkt dieses Konglomerats mittelalterlicher Bauten und alter Gräber war allerdings das Elysee in einem großen Park hinter dem Kloster. Dort waren mehr als 40 Statuen und Ehrensäulen , sowie die Gräber der französischen Geisteshelden aufgerichtet (zum Beispiel die von Moliere, Lafontaine, Mabillon, etc).
Die Mitte des Elysee nahm eine neuerbaute gotische Kapelle ein, in welcher die Sarkopharge mit den Gebeinen von Abelard und Heliose standen.
Die Kapelle war errichtet aus Trümmern einer Kapelle aus Saint-Denis; Sie war in gotischen Formen erbaut, weil dieser Stil nach Lenoirs Worten im 12. Jahrhundert angewandt wurde. Es ging also auch hier darum, die Gebeine und nicht etwa nur ihre Grabmäler ins Museum zu überführen. An den alten Grabmalen war Lenoir nicht interessiert, die Kapelle inmitten des Elysee war ein Neubau, wenn auch in den Formen der Lebenszeit der hier Beigesetzten und aus altem Material. Daher ist das Elysee eines der besten Beispiele für eine, bis ins 19. Jahrhundert reichende, Verschmelzung von Museen und Denkmalen, die auch in Form von Ehrenhallendenkbar sind. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kristallisierte sich dann eine neue Form des Museums heraus, welche mit den alten nicht mehr viel gemein hatte.
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